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Leipziger Volkszeitung, Montag, 25.Oktober 1999:
 
Leipziger Volkszeitung, Donnerstag, 28.Oktober 1999:


Mit Lkw und Enthusiasmus für das gewisse Etwas Alles nur aus Liebe zu Leipzig

Die Augsburger Thilo Egenberger und Elmar Laukmanis veranstalten 24-Stunden-Ausstellungen und mehr "Das Schönste an Augsburg ist der Zug nach München", zitieren sie Bert Brecht und meinen ihre Ankunft in Leipzig. Thilo Egenberger (30) und Elmar Laukmanis (38) haben sich auf den ersten Blick in die Stadt verliebt. Der eine '90, der andere ein Jahr später. "Leipzig ist ein Dorf und verändert sich täglich", schwärmt Thilo nach neun Jahren mit noch immer blitzenden Augen. Er würde nie "wegen eines Jobs in eine andere Stadt gehen". Wichtiger sei, die Menschen zu mögen, die Atmosphäre und das unerklärliche, gewisse Etwas. Teil davon sind inzwischen auch die beiden Augsburger mit: ihrem ansteckenden Enthusiasmus. Natürlich hätte der Handelskaufmann Thilo auch mit Imbiss, Videothek, Küchenstudio oder Handyladen am Aufschwung teilhaben können. Aber er sei "kein Glücksritter" und betreibt deshalb die Gro§handels- und Dienstleistungsgesellschaft Shop'n'Roll. Und das ist mehr als ein Tankstellen-Lieferservice. Die schwarzen Lkw sorgen dafür, dass der Rubel rollt. Stadtbekannt jedoch sind sie als Ausstellungsraum auf dem Augustusplatz (mit Arbeiten des Grafikers Thomas Matthaeus Müller) oder als Leinwand für einen Studenten-Ballett-Film. Die Inselbühne spielte im Sommer von der Ladefläche ihr "Les-Luna-Four"-Programm und tourte damit an der Ostseeküste. Die meisten Ideen von Egenberger und Laukmanis haben wenig mit Geschäft und viel mit Kunst zu tun. Sie werden in Kneipen geboren oder auf, der Dachterrasse des großen Gemeinschaftshauses in Schleußig mit Blick auf den Park. Es gibt so "30 bis 40 Leute, die mitziehen". Und wöchentlich kommen neue dazu. "Naja, monatlich" schränkt Elmar ein. Da ist der (sympathische) Steuerberater Realist und der ruhigere Part in der Power-Gemeinschaft.

 
 

Ihren jüngsten Kraftakt, die 24-Stunden-Luna-Ausstellung in der alten Spinnerei organisierten Thilo und Elmar, um "Freude zu bereiten". Sie genießen den Moment, wenn das Fieber der Vorbereitung alle Beteiligten unter Strom setzt. Und das "unheimliche Glücksgefühl", wenn nach zwei Nächten alles vorbei und gut gelaufen ist. Gelegentliche Zweifel kompensiert Thilo mit einer Art Gottvertrauen. Als am Vorabend zur Luna-Ausstellung allein der Mond am Himmel pünktlich, ansonsten aber noch kein Nagel in der Wand war, habe die Motivation gefährlich nachgelassen, erzählt er. Doch nachdem wenig später der erste Scheinwerfer brannte, habe er gewusst: "Das wird geil" Und wenn Thilo das weiß, spüren es auch die anderen. "Spontan bleiben" beschreibt Elmar das weit gefasste, unkommerzielle Angebot für Bilder, Tanz, Musik oder Performance rund um ein vorgegebenes Thema. Kein abrechenbares Ergebnis ist das Ziel, sondern Bewegung: Das Konzept setzt auf Zeit (24 Stunden) und jede Menge Erlebnis-Räume, Überraschungen immer inbegriffen. Das war schon vor Jahren in der WG Riemannstraße so. 300 bis 400 amüsierten sich an den Themenabenden "Warten auf Cousteau", "Oktoberrevolution" oder "Gefährliche Liebschaften". Mit "Spione-Spione" halten die beiden im nächsten Mai 24 Stunden die Szene wach. Und sich bis dahin mit ihrem Credo "Es gibt noch viel zu tun".

Janina Fleischer

 
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