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KÖRPERKONTAKT, 24 STUNDEN LANG Bei der
achten 24-Stunden-Ausstellung
„body/check“ im Schauspielhaus prallen die Künste aufeinander
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Der Aufprall ist
kurz: „body/check“. Statt einen Feldverweis auszulösen, eröffnet
dieser Zusammenstoß erst das Spielfeld. 24 Stunden langer
Körperkontakt zwischen Tanz, Musik, Kunst, Literatur, Film und
Publikum. Das Regelwerk ist knapp, erlaubt ist, was erlaubt ist:
Pjotr Baran und Thomas Kunst, Thomas M. Mueller und Jim Whiting,
Künstler und Enthusiasten, zu Machern werdende Zuschauer sind
dabei. Thilo Egenberger bringt Konzept und Erfolgsfaktor auf den
(Start-) Punkt der achten 24-Stunden-Ausstellung, die am 10.
November das Schauspielhaus durchflutet. Auf Einladung der
euro-scene inszenieren Egenberger und Freunde als GalerieRieRiemann die
Spielstätte neu, verwandeln mit ihrem Gastspiel Foyers und Flure zu
Bühnen. Von „body/ talk“-Lesungen bis „body/dance“-Inszenierungen
verschreiben sich Tänzer, Maler und Installateure einem
Herzrhythmus, der dem Reiz an gemeinsam pulsierender Bewegung und
Gegenbewegung folgt – bis hin zum in Workshops bodypaintenden
Publikum. Die Stunde Null der 24-Stunden-Ausstellung schlägt 1993
in der Wohnung eines Abbruchhauses, in dem Thomas M. Mueller,
Andreas Tauber und Harald Alff 24 Stunden lang eigene Arbeiten
zeigen. „Drei Habenichtse“ begeistern – vor allem die Bewohner der
Riemannstraße 44 und wecken ihre Lust, die Idee fortzusetzen.
Wohnungen, Baustellen, Fabrikhallen verströmen seitdem einmal im
Jahr für einen Tag puren Kunstenthusiasmus: 1996 beim „Warten auf
Cocteau“ und zur „Oktoberrevolution“. „Gefährliche Liebschaften“,
„Luna-Luna“, „Spione-Spione“ und „Sieben“ folgen mit wachsendem
Publikum, in unregelmäßigen Abständen. Der Ansatz bleibt gleich:
„Kunst ist für alle da.“ „Das Konzept ist so gut, dass es
personenunabhängig läuft“, meint Egenberger und verweist auf die
durch Spaß an der Sache verschmolzene Zweckgemeinschaft des
nichtkommerziellen und unkonventionellen Galerienfreundeskreises.
„Es lebt davon, dass es keinen Kurator gibt“ – und vom Vergnügen der
Vorbereitung. Die findet zum größten Teil im ehemaligen Café
Maitre auf der Südmeile statt, Egenbergers aktuellem „und immer
schon heimlichen Wohnzimmer“, an dessen Tisch sich beim „großen
Fressen“ Ausstellungsmacher und Künstler genüsslich planend dem
„body/check“ hingeben. Als „bodychecker“ bürsten dabei Schulklassen
vom Evangelischen Schulzentrum und dem Tauchaer Gymnasium das
bisherige Profil gegen den Strich. Neue Dimensionen auch beim
Vordringen in die Tiefen menschlichen Seins. Bei der von Stefan
Kanis moderierten Auktion kürt ein Radiologe die drei schönsten von
Besuchern mitgebrachten Röntgenbilder. Zu „Spione-Spione“ gab es
übrigens eine 24-stündige Observation für den glücklichen
Hauptgewinner. Zurückgewonnen haben die diesjährigen Macher ihre
„Vorfahren“. Mueller, Tauber und Alff sind zum ersten Mal wieder
gemeinsam dabei, mit ihnen viele Künstler-„Wiederholungstäter“
früherer 24-Stunden. Der „body/check“ reizt. Helfer sind stets
willkommen. Auch die Bespielung des benachbarten Rechenzentrums und
A Priori-Umfelds in der Gottschedstraße ist noch offen. Der
Countdown läuft. Annette Ullrich Am 10. November (Freitag ab
Mitternacht bis Sonntag 0 Uhr) im Schauspielhaus www.bodycheck-24.de
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